Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung am 17.06.23 |
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Tagesordnungspunkt: | 1 Begrüßung |
Antragsteller*in: | Johannes Martin Maria Bortlisz-Dickhoff (KV Rhein-Erft-Kreis) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 31.05.2023, 09:57 |
A1: Perspektiven für das Schienennetz im Rhein-Erft-Kreis
Antragstext
Johannes Bortlisz-Dickhoff: Antrag zur Kreismitgliederversammlung am 17.06.2023:
PERSPEKTIVEN DES SCHIENENVERKEHRS IM RHEIN-ERFT-KREIS
Die Veranstaltung zum Schienenverkehr des GRÜNEN OV Kerpen und des KV Rhein-
Erft-Kreis erbrachte konkrete Ergebnisse, die im Weiteren auch in eine
Beschlussfassung des Kreisverbandes eingebracht werden sollten. Der folgende
Antrag ist kompatibel zu den bisherigen Diskussionen. Er dient dazu, die
programmatische Basis für unsere schienenpolitischen Vorstellungen weiter zu
entwickeln.
Der Antrag lautet:
Die Kreismitgliederversammlung unterstützt die im folgenden beschriebenen
Bestrebungen zur Weiterentwicklung des Schienenverkehrs im Rhein-Erft-Kreis:
GÜTERVERKEHRSNETZ
Zentral für die Neuorganisation des regionalen Schienengüterverkehrs ist die
Nord-Süd-Bahn, die eine Verbindung von Grevenbroich über Niederaußem, Frechen-
Wachtberg bis Hürth-Knapsack bietet. Sie könnte eine wichtige Bedeutung dafür
bekommen, den Güterschienenverkehr im Großraum Köln anders zu organisieren.
Auch auf europäischer Ebene ist in der Achse von den belgischen und
niederländischen Seehäfen bis nach Genua für den Güterschienenverkehr der
Großraum zwischen Aachen, Mönchengladbach, Köln und Bonn ein erhebliches
Hindernis, das in hohem Maße dazu beiträgt, dass zu viele Waren auf der Straße
transportiert werden.
Nach dem Ende des Braunkohleabbaus und seiner Verstromung bieten sich die
Industriebahnen von RWE geradezu an, sie für den Güterschienenverkehr zu nutzen.
Dazu muss die Nord-Süd-Bahn an die Eifelbahn angeschlossen werden. Über die
Nord-Süd-Bahn, ihre Verlängerung zur Eifelbahn und das aus mehreren Gründen
erforderliche Überwerfungsbauwerk in Kalscheuren wäre es möglich, Köln zu
umfahren und gleichzeitig das Güterverkehrszentrum Eifeltor besser erreichbar zu
machen. Alternativ könnte auch die in wenigen Jahren wieder zur Verfügung
stehende Eifelbahn in Richtung Trier erreicht werden. Von Eifeltor kann über die
Südbrücke der rechtsrheinische Raum erreicht werden. Der Niehler Hafen wäre über
die Frechen-Benzelrather-Eisenbahn ebenso von der Nord-Süd-Bahn aus erreichbar.
Nach unterschiedlichen konzeptionellen Überlegungen scheiden für die
erforderliche Verlängerung der Nord-Süd-Bahn hin zur Eifelbahn zwei Optionen
aus: die Bahnverbindung durch Alt-Hürth auf Teilen der sogenannten schwarzen
Bahn (wegen der Lage unmittelbar in Wohngebieten) oder die Anbindung an die
Eifelbahn von Knapsack durch das Weilerbachtal (aufgrund der Störfallverordnung
gibt es keine Trasse, das Weilerbachtal ist Naturschutzgebiet).
Die Lösung ist eine auch von der GRÜNEN Kreistagsfraktion vorgeschlagene
Bahnverbindung von Knapsack nach Liblar. Der Rhein-Erft-Kreis soll sich für die
Planung und Ausweisung einer Bahnverbindungstrasse von Frechen nach Liblar
einsetzen. Dies dient der Herstellung eines Güterverkehrsanschlusses der
geplanten Klärschlammverbrennungsanlage in Knapsack, des geplanten
Industriegewerbegebietes Knapsack-Süd und des Entsorgungszentrums des Remondis-
Komplexes. Ein Bahnanschluss ist eine Voraussetzung für diese
Industriegebietserweiterung als interkommunales Gewerbegebiet. Eine Bahntrasse
entlang der Entsorgungsanlagen der Firma Remondis bewirkt eine deutliche
Reduzierung des LKW-Verkehrs von derzeit ca. 400 LKW täglich. Es handelt sich um
den einzigen Standort von Remondis in Deutschland ohne Bahnanschluss. Das
Goldenberg-Kraftwerk wird künftig nicht mehr mit Braunkohle betrieben, sondern
stattdessen vollständig auf Klärschlammverbrennung mit Anlieferung aus ganz NRW
umgestellt. Damit entfällt zwar der Kohletransport auf der Betriebsbahn.
Gleichzeitig würde sich aber die Zahl der LKW-Fahrten massiv erhöhen. Das wird
durch die Bahnanlieferung über Frechen oder Liblar vermeidbar. Natürlich sind
Stromversorgung und Zugsicherung der Werksbahn weder mit dem DB-Netz noch mit
dem Netz der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) kompatibel. Aber da bereits
heute die HGK für RWE den Kohletransport zumindest in Teilen betreibt, dürfte
das lösbar sein.
Auch die zweite noch von RWE genutzte Werksbahn bietet für den Güterverkehr
Perspektiven. So könnte, von Aachen aus in Düren über die Trasse der Rurtalbahn
und einen zehn Kilometer langen Neubau die Hambachbahn erreicht werden. Sie
würde dann in Niederaußem die Nord-Süd-Bahn erreichen und weiter bis
Rommerskirchen zur DB-Trasse Köln - Pulheim - Grevenbroich geführt werden.
Alternativ bietet sich der Anschluss der Hauptbahn an die Hambachbahn in
Geilrath an, weil hier die Gleisanlagen bereits heute nebeneinander liegen.
Damit kann Köln linksrheinisch vom Güterschienenverkehr umfahren werden. Dies
hätte erhebliche Auswirkungen auch auf den Straßengüterverkehr und würde
zwischen Düren und Köln auch die Hauptbahn Aachen - Köln massiv entlasten.
Weitere Potenziale der Güterverkehrsnutzung der bisherigen Werksbahnen deuten
sich in der Diskussion beispielsweise mit einem möglichen
Fahrzeuginstandsetzungswerk der DB am Kraftwerk Niederaußem an.
PERSONENNAHVERKEHR
Neben der von hier nicht zu beeinflussender Planung hinsichtlich der
Regionalexpress- und der Regionalbahnlinien sind insbesondere die S-Bahnlinien
aus regionaler Sicht die wichtigste Nahverkehrsmaßnahme.
Die S-Bahn-Planung des zuständigen Zweckverbandes go.rheinland (ehemals NVR,
bestehend aus VRS und AVV) sieht im Zielzustand 2040 folgende Verbindungen im
Kreisgebiet vor, wobei hier jeweils die Verbindungsäste von Köln-Hauptbahnhof
ins weitere Linksrheinische aufgeführt sind. Die Linien haben alle auch einen
rechtsrheinischen Teil, der hier unerwähnt bleibt. Zentral für diese
Möglichkeiten ist der Bau je eines Bahnsteigs mit jeweils zwei Bahnsteigkanten
im Kölner Hauptbahnhof und in Köln-Messe/Deutz, damit die Hohenzollernbrücke mit
einer Taktdichte von 2 ½-Minuten optimal für die S-Bahnen nutzbar gemacht wird:
... - Köln Hbf - Pulheim - Grevenbroich - Mönchengladbach (S 6)
... - Köln Hbf - Frechen-Königsdorf - Kerpen-Horrem - Bergheim - Bedburg
(S 12)
... - Köln Hbf - Frechen-Königsdorf - Kerpen-Horrem - Düren (S 13)
… - Köln Hbf – Frechen-Königsdorf – Kerpen-Horrem (S 14)
... - Köln Hbf - Hürth-Fischenich - Brühl-Kierberg - Erftstadt -
Weilerswist - Euskirchen - Kall (S 15)
... - Köln Hbf - Hürth-Fischenich - Brühl Bf - Bonn - Bonn-Mehlem (S 17)
In der Zielplanung ist auch die Revier-S-Bahn aufgenommen worden, die eine
Verbindung von Düsseldorf über Neuss, Grevenbroich, Titz, Jülich, Aldenhoven
nach Aachen herstellen soll. Es kann sein, dass sie als Verlängerung der jetzt
in Bedburg endenden S-Bahn konzipiert wird.
Damit sind die Kommunen des Rhein-Erft-Kreises bis auf Wesseling und Elsdorf in
der Perspektive mit S-Bahn-Anschlüssen versorgt.
Für Elsdorf lassen sich verschiedene potenzielle Anschlussoptionen denken:
Verlängerung der aus Düsseldorf kommenden VRR-S-Bahn über die alte Trasse:
Düsseldorf - ... - Bedburg - Elsdorf
Aufteilung der S 12: ... - Köln Hbf- ... Bergheim-Zieverich (entlang der
Aachener Straße) - Elsdorf (Neubau Brücke A 61 erforderlich)
Für Wesseling ist kein direkter Anschluss an die S-Bahn denkbar, allerdings wäre
mit der Verlängerung einer Stadtbahnlinie über die Querbahn Wesseling - Brühl
ein Anschluss an einen potenziellen Haltepunkt Brühl Güterbahnhof der S 17
denkbar. Ebenfalls denkbar ist die Verbesserung der Busverbindung nach Sechtem,
ebenfalls mit Anschluss an die S 17.
STADTBAHN
Ein weiteres schienengebundenes Nahverkehrsmittel ist die Stadtbahn. Innerhalb
von Köln und Bonn fährt sie nach Straßenbahnbetriebsordnung ober- oder
unterirdisch und kann an Kreuzungen lichtsignalgeregelt sein. Im "Umland" fährt
sie nach Eisenbahnbetriebsordnung.
Relevant im Rhein-Erft-Kreis sind folgende Stadtbahnlinien:
1 Weiden-West - über Aachener Straße nach Köln
7 Frechen-Mitte über Dürener Straße nach Köln
18 Bonn - Brühl - Hürth - über Luxemburger Straße nach Köln
16 Bonn - Wesseling - über Rheinuferstraße nach Köln
Geplant sind diese Maßnahmen:
4 Niederaußem - Brauweiler - Widdersdorf nach Köln
7 Grube Carl - Frechen-Mitte nach Köln
19 Hürth Einkaufzentrum - Hermülheim wie 18 nach Köln
Wünschenswert sind Verlängerungen und Aufteilungen. So könnte die 7 vor dem
Frechener Bahnhof einmal über Frechen-Innenstadt nach Grube Karl und zum anderen
über die Trasse der Frechen-Benzelrather über Wachtberg ins Kerpener
Gewerbegebiet Türnich und von dort über die Trasse der alten Bundesstraße, die
jetzt als Landesstraße völlig überdimensioniert ist, nach Kerpen-Süd geführt
werden. Auch die 17 könnte anstelle der Planung, sie über eine unrealistische
neue Brücke in Godorf ins Rechtsrheinische zu führen, um dort nach Bonn zu
fahren, auch über die vorhandene Querbahn nach Brühl-Mitte geführt werden.
Schließlich müsste die 5 nicht in Meschenich enden, sondern könnte
sinnvollerweise auch nach Kalscheuren führen, um dort die S-Bahn nach Kall oder
Bonn zu erreichen:
Unsere Zielvorstellungen sind also:
7 von Kerpen-Süd - Landesstraße - Türnich 3 - Wachtberg - Frechen-Bahnhof
- wie 7 nach Köln
17 von Brühl-Mitte - Brühl Güterbahnhof hoch - Brühl-Ost - Berzdorf -
Wesseling Nord - Sürth nach Köln
5 von Kalscheuren Bahnhof Ost - Meschenich - Rondorf nach Köln
Erforderlich sind diverse Beschleunigungsmaßnahmen. Im Wesentlichen die
kreuzungsfreie Bewältigung des Militärrings für die 7 an der Dürener Straße, die
18/19 an der Luxemburger Straße und der 5 am Verteilerkreis Süd.
PERSPEKTIVEN
Die bisher beschriebenen Maßnahmen sind aber immer noch unzureichend, denn sie
schaffen keine Nord-Süd-Verbindung innerhalb des Rhein-Erft-Kreises selbst. Wer
von Wesseling, Brühl, Hürth oder Erftstadt nach Kerpen, Bergheim, Bedburg oder
Pulheim will, ist darauf angewiesen, Umwege über den Kölner Hauptbahnhof in Kauf
zu nehmen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern führt zur unsinnigen Überlastung
des gesamten Systems, insbesondere des zentralen Kölner Hauptbahnhofs.
Daher unterstützen wir das Projekt, zwischen Kerpen-Horrem und Erftstadt eine
Bahnverbindung für eine S-Bahn wieder herzustellen.
Dieses ist denkbar, indem die in der Zielplanung 2040 mit dem Zielbahnhof Horrem
vorgesehene S 14 weiter auf der alten Trasse vom nördlichen Gleis im Horremer
Bahnhof nach Nordwesten herausgeführt und dann nach Süden verschwenkt wird. Die
Trasse an sich ist noch zugänglich. Sie wurde aber insbesondere durch die A 4
überbaut. Dennoch ist der Bahndamm als solcher noch vorhanden und ermöglicht die
Verbindung bis Erftstadt. Möglicherweise ist die ortsnahe Lage in Türnich,
Blatzheim und Köttingen noch realisierbar, ansonsten bietet sich aber auch an,
nördlich des Gewerbegebiets Türnich nach Osten zu verschenken und ab da die
Nord-Süd-Bahn bis zur Eifelbahn zu nutzen, wenn diese insbesondere dem
Güterverkehr dienende Verbindung hergestellt ist. Die S 14 könnte dann nach
Erftstadt und vielleicht Euskirchen verlängert werden oder aber über Kierberg,
Fischenich und Kalscheuren wieder Richtung Köln-Hauptbahnhof laufen.